Top ausgebildete Fachkräfte und Wissensträger sind schwer zu finden. Unternehmen, die solche begehrten Mitarbeiter beschäftigen, sind gut beraten, sie zu halten. Gute Aussichten haben Betriebe, die ihre High Potentials selbst fördern und fordern – auch bekannt als Job Enrichment. Was hinter dem Begriff steckt und welche Potenziale sowie Herausforderungen das Prinzip bietet, lesen Sie hier.
Job Enrichment, auf Deutsch „Arbeitsbereicherung“, zählt zu den Werkzeugen der Personalentwicklung: Mitarbeiter erhalten anspruchs- und verantwortungsvollere Aufgaben, die einer höheren Qualifikation entsprechen. Das geht mit mehr Eigenverantwortung, Gestaltungsfreiheit, der Übernahme von Führungsrollen und Weiterbildungen einher. Diese führen oftmals zu einem Aufstieg in der Unternehmenshierarchie – zum Beispiel vom Teammitglied zum Abteilungsleiter.
Gut zu wissen: In der Personalentwicklung werden neben Job Enrichment weitere Methoden angewandt: Job Enlargement – Arbeitserweiterung – vergrößert den Tätigkeitsbereich um zusätzliche Aufgaben auf demselben Anforderungsniveau. Bei der Jobrotation übernimmt jeder Mitarbeiter eines Teams über einen bestimmten Zeitraum jeden Tätigkeitsbereich.
Job Enrichment hat viele Gesichter und kann in jedem Unternehmen unterschiedlich aussehen. Beispiel Marketingabteilung: Mitarbeiter, die für die Erstellung von Newslettern oder Broschüren zuständig sind, suchen zukünftig auch die Themen aus und erstellen Zielgruppenanalysen. Produktionsmitarbeiter übernehmen zusätzlich die Teamleitung oder arbeiten neue Kollegen ein.
Job Enrichment erweitert nicht nur den Aufgabenbereich, sondern macht ihn auch attraktiver, weil es in der Regel mit der Übernahme von mehr Verantwortung einhergeht. Das Prinzip basiert auf zwei Theorien, die die moderne Arbeitswelt entscheidend geprägt haben, der Bedürfnispyramide nach dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow und der Zwei-Faktor-Theorie nach Frederick Herzberg.
Maslow geht davon aus, dass für eine optimale (Job-)Zufriedenheit erst grundlegende Bedürfnisse erfüllt sein müssen, um höhere anzustreben. Dabei definiert er fünf Stufen:
Kurz gesagt: Erst wenn Menschen gesund und in Sicherheit sind, wenn soziale und individuelle Bedürfnisse erfüllt sind, streben sie nach Selbstverwirklichung. Job Enrichment erfüllt dieses höhere Bedürfnis.
Herzbergs Zwei-Faktor-Theorie geht davon aus, dass zwei voneinander unabhängige Zufriedenheitsdimensionen existieren:
Dabei gibt es Motivatoren, die für Zufriedenheit und Anerkennung sorgen, sowie Hygienefaktoren. Nur wenn diese vorhanden sind, kommt keine Unzufriedenheit auf. Bezogen auf das Job Enrichment führt die Übernahme von höherer Verantwortung direkt zu mehr Zufriedenheit – und in der Folge zu einer gesteigerten Motivation.
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Mit Job Enrichment lassen sich die Motivation, die Eigenverantwortung und letztendlich die allgemeine Arbeitszufriedenheit steigern. Doch was ist zu beachten, wenn Teammitglieder Aufgaben auf höherem Level übernehmen sollen – und welche Ziele verfolgt der Ansatz? Zunächst gilt: Mitarbeiter sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wenn sie höherwertige Jobs übernehmen sollen.
Die fachliche Qualifikation sollte bereits vorhanden sein oder in Weiterbildungen vermittelt werden. Sind Führungsaufgaben geplant, spielt auch die Persönlichkeit eine wichtige Rolle. Durchsetzungsvermögen und Kommunikationsstärke sollten gegeben sein. Schließlich kann Job Enrichment nur erfolgreich gelingen, wenn die Bereitschaft besteht, vorhandenes Wissen und Fähigkeiten zu erweitern, auch wenn das mit Mehrarbeit verbunden ist. Dafür winken höhere Eigenverantwortung, größere Entscheidungsspielräume und schließlich im besten Fall mehr Spaß am Job und ein höheres Gehalt.
Job Enrichment ist vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in vielen Branchen ein probates Mittel, die besten Köpfe aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Das hat viele Vorteile: Die Mitarbeiter haben sich bereits durch Zuverlässigkeit und gute Arbeit ausgezeichnet, sind im besten Fall mit ihrem Unternehmen verbunden und motiviert, einen ausgezeichneten Job zu erledigen. Da sie die Strukturen und Prozesse bereits kennen, wissen sie, wie sich diese verbessern lassen. Langwierige und kostspielige Recruitingmaßnahmen fallen weg. Nicht zuletzt enthüllt Job Enrichment, welche Mitarbeiter das Potenzial für eine Beförderung haben.
Auch Mitarbeiter profitieren: Sie erfahren Wertschätzung und Vertrauen, lernen neue Aufgaben kennen, erweitern ihr Wissen und ihre fachlichen Skills. Das führt häufig zu einer höherwertigen Position und mehr Gehalt. Neue Gebiete bringen mehr Abwechslung in den Arbeitsalltag, die Gefahr eines Boreouts oder nur noch Dienst nach Vorschrift zu leisten, sinkt.
Von der geplanten Bereicherung des Arbeitsalltags profitieren Mitarbeiter und Betriebe gleichermaßen. Doch Job Enrichment sollte klug geplant werden, damit die positiven Effekte sich voll entfalten können. Das bedeutet zunächst einen höheren Aufwand, angefangen bei der Auswahl geeigneter Teammitglieder über die Organisation zeit- und kostenintensiver Weiterbildungsmaßnahmen bis zur Einarbeitung.
Zu den möglichen Nachteilen von Job Enrichment zählt außerdem die Gefahr der Überforderung. Ist der Mitarbeiter den zusätzlichen Aufgaben nicht gewachsen, kann das zu Überlastung und dem Verlust von Selbstvertrauen führen. So erreicht das Unternehmen das Gegenteil von seinen Zielen: Die Motivation sinkt, anstatt zu wachsen.
Job Enrichment erfordert daher eine offene Kommunikation über die jeweiligen Ziele und Erwartungen: Was möchte das Unternehmen erreichen, welche Leistungen sollen erbracht werden, wie wird der Mitarbeiter darauf vorbereitet? Auch Arbeitnehmer sollten klären, für welche Arbeiten sie sich qualifizieren möchten – und ob sie überhaupt den Schritt Richtung Jobbereicherung gehen möchten.
Regelmäßige Feedbackgespräche, Entlastungen im gewohnten Arbeitsbereich und auch alternative Personalentwicklungsmaßnahmen tragen wichtige Teile dazu bei, dass Job Enrichment gelingt. So ist es etwa möglich, die zusätzlichen Aufgaben im Team zu verteilen – Stichwort Job Rotation.
Job Enrichment kann die Arbeitsmotivation und damit die Ergebnisse deutlich verbessern, Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen binden und wertvolles Know-how sichern. Die Voraussetzung ist, dass die Strategie durchdacht geplant wird und die Mitarbeiter einbindet. Wird sie von oben angeordnet, ist die Gefahr, zu scheitern, groß. Fachkräfte in den eigenen Reihen zu fordern und zu fördern, ist letztendlich ein wichtiger Schritt hin zu einer zukunftsorientierten Unternehmensstrategie.
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