Der Begriff Insourcing beschreibt die Reintegration von zuvor ausgelagerten Prozessen, Kompetenzen und Leistungen. Der Vorgang wird häufig auch als Backsourcing oder Wiedereinlagerung bezeichnet. Kennzeichnend ist nicht zuletzt, dass die Leistungen vor dem Outsourcing bereits im eigenen Hause erbracht wurden.
Ein oft benanntes Beispiel für Insourcing von Prozessen ist der Spielwarenartikelhersteller Steiff. Das deutsche Traditionsunternehmen verlagerte weite Teile seiner Produktion vor geraumer Zeit nach China. Im Jahr 2009 fiel die Entscheidung, sie zurück nach Deutschland zu holen. Global Player General Motors revidierte die Auslagerung der IT-Abteilung bereits 2014 und holte ehemals externe Mitarbeiter ins eigene Unternehmen.
Ausgaben reduzieren, Prozesse straffen, Mitarbeiter einsparen: Die Gründe für Outsourcing sind zahlreich. So ist es in der Wirtschaft an der Tagesordnung, Aufgaben und Know-how auszulagern. Das hat zweifellos Vorteile: Es lassen sich etwa Aufwendungen für Schulungen minimieren. Dienstleister bieten bestimmte Tätigkeiten wesentlich günstiger an, als es im eigenen Hause möglich wäre, Anschaffungen wie IT-Ausrüstungen oder ganze Fertigungsstraßen entfallen.
Doch wer outsourct, macht sich auch abhängig – von Partnern, Logistikunternehmen und letztendlich von der globalen Wirtschaftslage. Fehlen Kompetenzen und Know-how in den eigenen Reihen, kann es fatal sein, wenn etwa ein Partner abspringt. Mit ihm geht wertvolles Wissen verloren und der Betrieb selber hat darüber kaum Kontrolle. Eine mangelhafte Qualität, sei es von Waren, Maschinen oder Dienstleistungen, beeinflusst das Renommee des eigenen Betriebs – etwa bei Materialmängeln oder schlechter Servicequalität.
Insourcing bringt die Kontrolle zurück. Gliedern Unternehmen zuvor ausgelagerte Abteilungen und Leistungen wieder ein, minimieren sie die Abhängigkeit von externen Partnern. Sie können dann etwa selbst über verwendete Rohstoffe und Materialien entscheiden, Fertigungen nach Bedarf beschleunigen oder Schulungsinhalte bestimmen.
Komplexe Abstimmungswege entfallen ebenso wie lange Lieferzeiten, die der Betrieb beim Outsourcing vor dem Hintergrund von Rohstoffmängeln und stagnierender Logistik kaum beeinflussen kann. Kehrt etwa die Fertigung einer Produktgruppe ins Unternehmen zurück, können Sie auf Herausforderungen wie diese wesentlich flexibler reagieren.
Hervorzuheben ist nicht zuletzt, dass es sich bei den Rückkehrern nicht um völlig neue Bereiche handelt. Erfahrung und Wissen sind in der Regel somit bereits vorhanden. Abhängig davon, über welche Zeitspanne die fraglichen Kompetenzen extern vergeben waren, kann es jedoch komplex und zeitintensiv sein, sie wieder aufzubauen.
Kann Insourcing auch Nachteile haben?
Insourcing ist ein vielversprechender Schachzug, der mit wichtigen Vorteilen lockt. Doch er erfordert auch einen hohen Aufwand und kann immense Kosten nach sich ziehen. Mit diesen Herausforderungen ist zu rechnen:
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Nicht zu vergessen ist, dass Unternehmen Bereiche oftmals auslagern, um sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. So übernehmen Dienstleister etwa die IT eines Modeunternehmens, damit dieses den Fokus auf Entwürfe, Marketing und Branding legen kann. Die Strategie ist meist mit einem Wettbewerbsvorteil verbunden. Backsourcing macht eine solche Spezialisierung vielfach rückgängig und bindet Kompetenzen (auch) an anderer Stelle.
Insourcing will sorgfältig überlegt sein. Die Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen auf zahlreiche Bereiche des Unternehmens und kann nur individuell getroffen werden. Zu betrachten sind etwa die folgenden Faktoren:
Bringt Outsourcing wirklich Kostenvorteile? Eine nicht zufriedenstellende Qualität bei niedrigen Preisen kann ein ebenso guter Grund fürs Insourcing sein, wie hohe Transportkosten, die Materialersparnisse zunichtemachen.
Lässt sich mit Backsourcing die Kundenzufriedenheit signifikant steigern? Ein typisches Beispiel ist die Auslagerung von Serviceleistungen, deren Qualität kaum kontrollierbar ist. Dazu kommt, dass interne Mitarbeiter meistens einen stärkeren Bezug zum Unternehmen haben und motivierter sind, hervorragende Ergebnisse zu leisten.
Kann Insourcing das Unternehmen stärken? Wer wichtiges Know-how in den Betrieb zurückholt, hat die Chance, sich als Experte seiner Branche zu positionieren und Standards zu setzen. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit kann steigen, unter anderem durch kürzere und flexiblere Entscheidungswege, vor allem aber, weil Wissen gefördert wird und die Belegschaft sich weiter entwickeln kann.
Vor einem Insouring-Projekt sollten die Gründe und Möglichkeiten genau geprüft werden. Zugrunde legen lässt sich hier etwa die Entscheidungsmatrix nach Dornier: Demnach ist Insourcing vorteilhaft, wenn der entsprechende Bereich oder Vorgang die operative Leistung des Unternehmens signifikant beeinflusst und von hoher strategischer Bedeutung ist. Umgekehrt sind Prozesse und Abteilungen, die zwar operativ, nicht aber strategisch wichtig sind, prädestiniert fürs Outsourcing.
Zu berücksichtigen ist schließlich auch die Unternehmensgröße. Je mehr Abteilungen und Mitarbeiter Sie einbinden, desto komplexer und teurer dürfte das Projekt ausfallen. Fällt die Entscheidung zur Reintegration, stehen umfangreiche Vorbereitungen an. Mitunter müssen ganze Unternehmensbereiche auf den Prüfstand gestellt, neue Mitarbeiter eingestellt und die Bestandsbelegschaft geschult werden. Geht es um das Insourcing von Produktionsabläufen, besteht mitunter die Notwendigkeit, Maschinen neu anzuschaffen.
Kosten und Aufwand von Insourcing sind nicht zu unterschätzen. Die Vorteile können jedoch enorm sein. Unternehmen, die den Schritt gehen, können von langfristig geringeren Kosten, voller Kontrolle über Service- und Produktqualität sowie top ausgebildeten Mitarbeitern profitieren. Letztendlich stärkt klug geplantes und sinnvolles Insourcing die Wettbewerbsfähigkeit und macht das Unternehmen unabhängig von externen Risiken.
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